Tipps zur Bockhaltung

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Leider wird in der einschlägigen Literatur immer noch davon abgeraten, Männchen mit anderen Böckchen zu halten.

Warum das nicht so sein muß und warum Böckchen nicht mehr stinken als Weibchen, hier :

Erfahrungsberichte und andere Erlebnisse und Studienergebnisse

finden auf dieser Seite ihren Platz:

 

Böcke brauchen nicht alleine sein

Es kommt immer wieder vor, dass sich interessierte Anrufer gleich im Vorwege danach erkundigen, ob man denn Weibchen vorrätig hätte, weil: Böckchen kämen nicht in Frage, da sie ja sowieso stinken. Leider wird auch in einschlägiger Fachliteratur dieses alte Vorurteil nicht ausgeräumt, so dass es immer wieder zu Gesprächen kommt und auch gut funktionierende Boygroups vorgeführt werden. Und meistens verlässt ein eingefleischter Weibchensucher glücklich mit zwei Böckchen den Züchter. Doch bis es so weit kommt, gilt es diese schlimmen Vorurteile aus dem Weg zu räumen:

So wird gelegentlich behauptet, dass sie mehr stinken als Weibchen, oder sie spritzen mit Urin, sie beißen sich sogar und können nicht gemeinsam mit anderen Böcken gehalten werden oder sie werden nicht so zahm wie Weibchen. Falls sich dann doch jemand entschieden hat ein Böckchen zu nehmen, so führt er oft ein einsames Leben in Einzelhaft.

Es ist zwar richtig, dass Meerschweinchen Urin spritzen, allerdings passiert dies ausgesprochen selten wenn sie gleichgeschlechtlich zusammenleben. Das Männchen versucht um das Weibchen zu werben und bespritzt es mit Urin. Ist sie nicht brünstig, wehrt sie das Männchen ab und spritzt ebenfalls mit Urin.

Ein häufiger Streitpunkt ist, dass Männchen viel intensiver riechen würden. Bei normaler Zimmerhaltung von zwei Tieren, dabei ist egal ob Männchen oder Weibchen, ist kein Unterschied festzustellen. Nur wenn ein Paar zusammenlebt und das Männchen zu werben beginnt, treten strengere Markierungsdüfte auf, die allerdings auch nur zu bemerken sind, wenn man die Nase direkt in den Käfig hält. Auch das ist also kein Grund, ein weibliches Meerschweinchen beim Kauf vorzuziehen.

Meerschweinchen beißen nur in Notsituationen, in denen sie starke Schmerzen oder Panik verspüren, so zum Beispiel bei falschem Hochheben oder Tragen. Dann beißt ein Weibchen aber genauso zu wie ein Männchen. Selbst in Situationen, in denen Kaninchen sich schon längst mit Beißen wehren, sitzt das Meerschweinchen eher ängstlich oder verschüchtert auf dem Arm.

Männchen sind (meiner Meinung) noch zahmer und anhänglicher als Weibchen, obwohl wir auch zahme Mädel bei uns im Stall haben. Meistens sind sie noch munterer und verspielter als die Weibchen. Im Auslauf ist zu beobachten, dass sie viel neugieriger und lebhafter sind und sich viel eher wagen neue Regionen der „großen Welt“ zu erkunden.

Meerschweinchen sollten grundsätzlich mindestens zu zweit gehalten werden. Der Mensch ist niemals in der Lage, den Artgenossen zu ersetzen. Auch wenn das Tierchen oft Auslauf erhält und viel mit ihm gespielt wird, sitzt es doch die meiste Zeit allein im Käfig. Die Mindestgröße für einen Käfig beträgt 120 x 60 cm und darin kann man dann getrost auch zwei Tiere halten. Und auch das Futter für ein zweites Meerschweinchen ist kein so großer Kostenfaktor, das man ihn nicht für ein „glückliches“ Meerschweinchenleben investieren könnte. Dass Meerschweinchen sich weniger an Menschen binden, wenn sie zu zweit gehalten werden, stimmt nicht. Ganz im Gegenteil: Ein einzeln gehaltenes Tier ist viel scheuer und gewöhnt sich langsamer an die Hand des Besitzers. Die Tiere sind auch viel munterer, wenn sie nicht alleine leben. Das eine ermutigt das andere mit ihm durch ihr Revier zu laufen und es zu erkunden. Ich erzähle meistens den Kindern, die eigentlich nur ein Schweinchen haben wollen oder bei denen die Eltern die Akzeptanz zu einem Gesellschaftsschwein fehlt, dass die kleinen Schweinchen sich doch erzählen müssen, dass es z.B. auf dem Arm eben etwas total leckeres gegeben hat und das es sich nicht fürchten muss. Auch weise ich die Kinder darauf hin, dass sie sich allein auch sehr fürchten würden.

Wenn man zwei Männchen zusammen halten will, sind einige Punkte zu beachten: Zwei erwachsene Böcke lassen sich in den meisten Fällen nicht mehr aneinander gewöhnen. Zwar bestätigen Ausnahmen die Regel, doch auf solche Tests sollte sich der Tierliebhaber nicht einlassen. Viel einfacher ist der Kauf von zwei Jungtieren im Alter von fünf bis acht Wochen, In diesem Alter zusammengesetzte Männchen vertragen sich ihr Leben lang, vorausgesetzt sie haben nie Kontakt zu weiblichen Artgenossen. Denn sobald ein Weibchen in die Nähe kommt, wird um sie geworben und die zwei, bis dahin besten Freunde, beginnen sich um das Weibchen zu prügeln. Es sollte also vermieden werden, mit seinen Tieren zum Nachbarn zu gehen, damit sie zusammen auf der Wiese spielen können. Dann wäre der Streit vorprogrammiert. Auch empfehle ich meinen Gesprächspartnern und Meerschweincheninteressierten, falls mal ein Tierarztbesuch ansteht, immer mit beiden zusammen loszugehen, damit sie sich nicht aus den Augen verlieren. Würde der eine allein zurück vom Tierarztbesuch kommen, riecht er anders und dies kann manchmal schon ein Streit heraufbeschwören.

Stirbt nun im Alter einer von Beiden, so muss der überlebende Partner nicht für den Rest seines Lebens allein bleiben. Man kann ihm wieder einen neuen Partner hinzusetzen. Allerdings muss das neue Tier im zarten Alter von fünf bis acht Wochen sein, da ein älteres Tier nicht geduldet wird. Ein junges Böckchen passt sich ohne Probleme dem ranghöheren älteren Meerschweinchen an. Gelegentlich kommt es in den ersten Tagen zu einigen „Meinungsverschiedenheiten“, weil der Ältere von beiden versucht, den Jüngeren zu decken. Er wird jedoch schnell begreifen, dass der neue Mitbewohner kein deckungsbereites Weibchen ist und so verlieren sich die Rangeleien von selbst.

Ist das Meerschweinchen als Heimtier auserkoren worden, sollte man sich nicht von Vorurteilen über Meerschweinchen-Böckchen leiten lassen. Sie haben ein Recht auf eine liebevolle Behandlung und sollten ihr Leben nie allein bewältigen.

 

Perfekte Männerwirtschaft oder

Wie Meerschweinchen-Böcke friedlich zusammenleben

Leider hält sich immer noch hartnäckig das Gerücht, männliche Meerschweinchen hätten ständig Zoff und würden stinken. Richtig gehalten vertragen sich Böcke aber durchaus sehr gut. In freier Natur leben Meerschweinchen in geselligen kleinen Gruppen mit einem Männchen, mehreren Weibchen und deren Jungtieren. Nur in der Brunstzeit tragen die männlichen Erwachsenen Rangkämpfe aus. Wo kein Weib, da kein Streit. Sind keine Weibchen in der Nähe, steht einer Männerkameradschaft nichts mehr im Wege. Zwei junge Böcke vertragen sich, abgesehen von normalen, spielerischen Rangeleien, immer gut, gleich ob sie aus demselben oder verschiedenen Würfen stammen. Wichtig ist nur, dass sie noch vor der Geschlechtsreife, also mit etwa 6 Wochen, zusammengesetzt werden. Ältere Böcke zeigen ein ausgeprägtes Revierverhalten. Das trifft auch für Böcke zu, die bereits Deckerfahrung haben, selbst wenn sie danach kastriert wurden. Haben zwei Jungtiere erst einmal Freundschaft geschlossen, darf keiner der beiden Herren einen Damenbesuch machen oder längere Zeit vom anderen getrennt werden (Auch wenn ein Tierarztbesuch ansteht, immer beide mitnehmen!). Sie würden sich danach mit aller Wahrscheinlichkeit bekämpfen. Ein junges Böckchen kann auch problemlos zu einem älteren dazugesetzt werden. Die Rangordnung ist schnell geklärt, immer ist der ältere Bock der Boss. Streiten sich zwei junge Männchen wider Erwarten einmal, kann ein friedlicher erwachsener Bock die Führung übernehmen und für Ordnung sorgen. Wenn man bedenkt, dass zwei männliche Meerschweine garantiert keinen Nachwuchs bescheren und zwei ältere Weibchen sich durchaus auch nicht immer liebevoll behandeln, spricht doch sehr viel für eine Männerwirtschaft.

Männerliebe

Etwa jedes zehnte Meerschweinchen ist homosexuell! Zu diesem Ergebnis kam, selbst überrascht, der Verhaltensforscher Norbert Sachser von der Universität Bayreuth, als er das Sozialverhalten der Nager untersuchte.

In zahlreichen Meerschweinchengruppen, in denen ebenso viele Männchen wie Weibchen lebten, hat der Wissenschaftler männliche Tiere beobachtet, die ausschließlich Geschlechtsgenossen anbalzten. Sie versuchten ihren Wunschpartner mit Purr-Lauten zu bezirzen und umtänzelten ihn mit kokettem Hüftschwung. Junge männliche Tiere eines Meerschweinchenverbandes unterscheiden sich in ihren Vorlieben zunächst nicht. Sie werden alle mit zwei bis drei Monaten „physiologisch geschlechtsreif“, kommen aber in einer großen Gruppe vorerst sexuell nicht zum Zuge. Ohne Erfolg balzten sie wahllos Männchen wie Weibchen an. Mit sechs Monaten jedoch erreichten die Tiere ihre „soziale Geschlechtsreife“. Nun umwerben sie nur noch bestimmte Tiere und setzen alles daran, sie zu erobern. Hier scheiden sich die Geister. Einige Männchen „verlieben“ sich nicht in Weibchen, sondern – meist sehr ausdauernd – in andere Männchen. Ein Meerschweinchen, das dabei das Unglück hat, sich in einen Boss mit großem Harem zu „verknallen“, bezieht rasch Prügel. Sooft das homosexuelle Tier auch im Brommselschritt angetänzelt kommt, sooft wird es wie ein lästiger Flegel abgeschüttelt. Jüngere und schwächere Tiere können sich vor den Zudringlichkeiten der homosexuellen Männchen wesentlich schlechter schützen. In wilden Verfolgungsjagden werden sie durch das Gehege gescheucht. Auf Gegenliebe scheint keines der homosexuellen Tiere zu stoßen. Ein schwules „Pärchen“ ist dem Bayreuther Forscher bislang nicht untergekommen. Eine Art „Beziehung“ zwischen Männchen entwickelte sich nur in einer „Männerknast-Situation“. Setzten die Wissenschaftler mehrere normalerweise heterosexuelle Männchen gemeinsam in ein Gehege, so stellten einige Tiere ihr Verhalten in erstaunlicher Weise um. Sie gaben sich „weibisch“, verloren ihre Aggressivität und umwarben sich wechselseitig – gerade so, als hätten sie neben den männlichen auch alle weiblichen Verhaltensweisen in die Wiege gelegt bekommen. Zu den typischen Eigenarten einer entnervten Meerschweinchenfrau gehören beispielsweise, dass sie allzu aufdringlichen Männchen das Hinterteil entgegenstreckten und ihnen einen kräftigen Urinstrahl ins Gesicht schießt. Die Männchen in der Weibchenrolle konnten das auch. „Ein anatomisches Kunststück“, urteilt Sachser. Der Rollenwechsel in der Männchenrunde könnte nach Ansicht des Wissenschaftlers eine erfolgreiche, vorübergehend angewandte Strategie der „Stressvermeidung“ sein. Denn als Pseudo-Weibchen angebalzt zu werden, ist allemal eine weniger große Belastung, als sich im Machtkampf unter Männchen behaupten zu müssen. Vor allem schwache, rangniedrigere Tiere vollzogen in ihrem Verhalten die „Geschlechtsumkehr“. Doch sie verwandelten sich unverzüglich wieder in „normale“ Männchen, sobald der Forscher ein wirkliches Weibchen zu der Gruppe gab.

Warum aber kommen nun dauerhafte homosexuelle Neigungen in gemischten Gruppen zustande! Zwei verschiedene Ursachen hält der Verhaltensforscher für denkbar: In manchen Fällen ist Homosexualität offenbar nur ein Trick, um an die Weibchen heranzukommen. So hatten einige Männchen monatelang vergebens einen Haremsboss umworben, bis dieser sich zurückzog und seine Weibchen den vermeintlich Mannstollen überließ. Andere Meerschweinchen-Männchen hingegen blieben zeitlebens schwul – sie sind offenbar nicht an Fortpflanzung interessiert. Der Forscher vermutet, dass diese Tiere in einer entscheidenden Phase ihrer Entwicklung – etwa als sie die soziale Geschlechtsreife erreichten – „auf Männchen geprägt“ worden sind.

Mit ihrer Homosexualität stehen die Meerschweinchen im Tierreich übrigens nicht alleine da. „Das Phänomen konnte bei vielen Säugern und Vogelarten beobachtet werden“, sagt der Bayreuther Wissenschaftler.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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